Montag, 23. März 2015

Bonhoeffer: Gemeinsames Leben - Inhaltsangabe 5. Kapitel. Teil 2.

Bonhoeffer thematisiert im weiteren Verlauf des 5. Kapitels den Dienst, den wir in der Gemeinde ausüben. Er unterscheidet mehrere Formen von Diensten:
1. Seelsorge: Dem anderen zuhören. Es sei wichtig, zu lernen, dem anderen lange und geduldig zuzuhören, da man sonst immer wieder an ihm vorbeirede. Es passiere zu oft oft, dass man nur wartet, bis der andere "endlich" fertig ist, um selbst zu Wort kommen zu dürfen. Auch Gott gegenüber solle man nicht ständig reden, sondern auch hören.
2. Die tätige Hilfe in alltäglichen Belangen - Bonhoeffer betont die Bereitschaft, sich von Menschen - und damit von Gott - unterbrechen zu lassen, um auch in scheinbar unwichtigen Bereichen zu helfen.
3. Das (Er-)Tragen des anderen. "Der Bruder ist dem Christen eine Last, gerade dem Christen. Dem Heiden wird der Andere gar nicht erst zur Last. Er geht jeder Belastung durch ihn aus dem Wege, der Christ muss die Last des Bruders tragen" (S. 85). Nur wenn wir auch die schwierigen Glaubensgeschwister geduldig ertragen, folgen wir wirklich Jesu Beispiel: "Nur als Last ist der Andere wirklich Bruder und nicht beherrschtes Objekt. Die Last der Menschen ist Gott selbst so schwer gewesen, daß er unter ihr ans Kreuz musste [...] Gott nahm die Menschen an, da drückten sie ihn zu Boden, aber er blieb bei ihnen und sie bei Gott." (S.85).
Welche Art von Lasten sind gemeint? Zum Einen die Freiheit des anderen - seine Eigenarten, seine Schwächen und Unausstehlichkeiten, die mich so sehr nerven. Ertragen bedeute in diesem Fall, die Andersartigkeit des Anderen zu respektieren, anzunehmen und "in ihrem Erleiden zur Freude an ihr durch[zu]dringen" (S.86).
Ertragen müsse man auch die Sünde des anderen (vgl. Galater 6,1)."Wir dürfen die Sünden des Bruder erleiden, wir brauchen nicht zu richten" (S. 87).
Als vierten und höchsten Dienst bezeichnet Bonhoeffer den Dienst mit Wort Gottes: Einander ermutigen, stärken, aber auch ermahnen und zurechtweisen auf Grundlage der Botschaften, die man von Gott empfangen hat. Solche Worte dürfen nicht im Widerspruch stehen zum Dienst des Hörens (vorher genau hinhören, was den anderen beschäftigt und wo er Hilfe braucht), des Helfens, der Tragens (spielt meine eigene Ungeduld mit hinein? Oder mein Wunsch, den anderen so zu beeinflussen, wie er meiner Meinung nach sein sollte?).
Zu anderen in Gottes Namen zu reden kann viel Überwindung kosten, jedoch sei es "unchristlich, wenn einer dem Anderen den entscheidenden Dienst wissentlich versagt" (S. 89).
Unverzichtbar sei die Zurechtweisung des anderen, wenn er offensichtlich sündigt. Eine harte Zurechtweisung als letzter Versuch, den Sünder zurückzurufen, soll als Dienst an ihm geschehen, ebenso der Ausschluss aus der Gemeinschaft, wenn er nötig ist.
Zuletzt spricht Bonhoeffer die Autorität von Menschen an. "Echte geistliche Autorität gibt es nur, wo der Dienst des Hörens, Helfens, Tragens und Verkündigens erfüllt wird" (S. 91). Der Blick auf besondere Begabungen, Persönlichkeitsmerkmale, Stärken von Leitungspersonen sei Gift für die Gemeinschaft - ein Leiter müsse ein schlichter, bescheidener, treuer Diener Gottes sein. "Echte Autorität weiß sich im strengsten Sinne gebunden an das Wort Jesu: "Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder" (Matthäus 23,8).

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