Freitag, 20. März 2015

Bonhoeffer: Gemeinsames Leben - Inhaltsangabe 1. Kapitel.

Einleitend betont Bonhoeffer, dass die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern nichts Selbstverständliches für den Christen sei. So sei Jesus in seinen letzten Stunden allein und von seinen Jüngern verlassen gewesen und viele Gläubige müssten aufgrund von Gefangenschaft, Krankheit o.ä. auf dieses Geschenk verzichten.
Die Möglichkeit, heute mit anderen Christen beisammen zu sein, sei reine Gnade und eine „Vorwegnahme der letzten Dinge“ und ein Grund für große Dankbarkeit.
Bonhoeffer erwähnt den Begriff der „fremden Gerechtigkeit“ (extra nos), welche meint, dass die Gerechtigkeit und Gnade, die ein Christ erfährt, stets von außen auf ihn zukommt und nicht in ihm selbst entsteht. Daraus folge, dass ein Gläubiger immer wieder auf Geschwister angewiesen sei, die ihm als Von-Außen-Kommende das Wort Gottes zusprechen und damit seinen Glauben bekräftigen.
Dabei ist dem Autor durchaus bewusst, dass auch unter Christen immer wieder Streit entsteht – was er als einen Hinweis darauf deutet, dass die geistliche Gemeinschaft nur durch Christus als Mittler möglich ist. So habe Jesus uns gelehrt, einander so barmherzig zu behandeln, wie er uns behandelt. Bedeutsam sei dabei stets, den anderen im Lichte Jesu zu sehen: als das, was Jesus in ihm sieht, was Jesus für ihn getan hat und mit ihm vorhat und weniger als das, was er für mich persönlich sein kann – z.B. ein Freund, der mein Bedürfnis nach menschlicher Gemeinschaft erfüllt (oder jemand, der mir tierisch auf die Nerven geht ..): „Wir haben einander nur durch Christus, aber durch Christus haben wir einander auch wirklich, haben wir uns ganz für alle Ewigkeit.“ (S. 18).
Letzteres dürfe, so Bonhoeffer, auch „allem trüben Verlangen nach mehr von vornherein den Abschied [geben]. Wer mehr haben will, als das, was Christus zwischen uns gestiftet hat, der will nicht christliche Bruderschaft, der sucht irgendwelche außerordentlichen Gemeinschaftserlebnisse […]. “ (S. 22).  Dort, wo Menschen Wunschbilder und Ideale in die christliche Gemeinschaft hineinbringen, liege eine große Gefahr, denn: „Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, der wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft […]. Gott hasst die Träumerei, denn sie macht stolz und anspruchsvoll“ ( S. 20)
Bonhoeffer warnt Gemeindeleiter und –mitglieder davor, über ihre Gemeinde zu klagen und als Fordernde und Klagende aufzutreten, die stets nur das sehen, was nicht vorhanden ist. Es sei ein Irrglaube, zu denken, man müsse mit der Umsetzung seiner Träume und Visionen die Gemeinschaft erst schaffen. Stattdessen habe Gott diese bereits besiegelt und Christen sollen anstatt als Fordernde und Klagende vielmehr als Empfangende das dankbar annehmen, was Gott ihnen schenkt. Selbst eine Gemeinde, in der viel Streit herrscht, könne zu geistlichem Wachstum führen und sei immer noch das große Geschenk der Gemeinschaft. Zwar habe vermutlich jeder Christ schon einmal besondere Gemeinschaftserfahrungen gemacht, diese seien aber nicht das Ziel oder die Grundlage von geistlicher Gemeinschaft: „Nicht die Erfahrung der christlichen Bruderschaft, sondern der feste und gewisse Glaube an die Bruderschaft hält uns zusammen.“ (S. 34)
Bonhoeffer betont, eine christliche Gemeinschaft dürfe sie sich nicht als besondere Bewegung, Orden o.ä., sondern nur als ein Teil der einen Kirche verstehen.

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