Montag, 23. März 2015

Bonhoeffer: Gemeinsames Leben - Inhaltsangabe 5. Kapitel. Teil 1.

Auch Kapitel 2,3, und 4 enthalten viele wertvolle Gedanken, jedoch hat mich zu der Frage, unter der ich das Buch aktuell lese (Kirchenleben und Beziehungen in Gemeinden heute), ganz besonders das 5. Kapitel angesprochen. Daher erstmal dazu und evtl. ergänze ich später noch Postes zu den anderen Kapiteln.
Das Kapitel beginnt mit dem Bibelvers "Unter den Jüngern kam die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei" (Lukas 9, 46). Bonhoeffer erklärt, dass "keine christliche Gemeinschaft zusammenkommen kann, ohne daß alsbald dieser Gedanke auftaucht als Saat der Zwietracht." (S.77). Dass solche Gedanken entstehen und Gemeinschaften bedrohen, ist, so der Autor, unvermeidbar und ganz natürlich. Die Gründe: Die menschliche Neigung des Konkurrenzdenkens und der Suche nach einer möglichst guten Position innerhalb einer Gruppe für sich selbst.
Dieser Gefahr müsse sich eine Gemeisnchaft stets bewusst sein und sie im Keim ersticken, indem sie "die Zunge im Zaum hält" (vgl. Jakobus 3,3). Bonhoeffer empfiehlt Gemeinschaften die Regel, heimliches Gerede über andere sich selbst und anderen zu verbieten. Wenn man sich daran von Anfang an halte, bewirkte dieses Verbot, negativ über andere zu sprechen, auch eine Änderung der inneren Haltung: Man "wird aufhören, den anderen unaufhörlich zu beobachten, ihn zu beurteilen [...] Gott hat den andern nicht gemacht, wie ich ihn gemacht hätte." (S.79). Der Mensch könne lernen, die Andersartigkeit des anderen nicht mehr als Ärgernis, sondern als Grund zum Staunen über Gott und zur Freude zu sehen - weil der andere, so anders er auch ist, ebenfalls als Ebenbild Gottes geschaffen wurde.
Wenn eine solche positive Haltung dem anderen gegenüber erreicht ist, muss nicht mehr jeder um eine möglichst mächtige Position kämpfen, sondern kann den Platz einnehmen, an dem er Gott und den Menschen am besten dienen kann.
Dass jeder einen solchen Platz findet, an dem er seine Begabungen einsetzt, ist, so Bonhoeffer, äußerst wichtig, da "ungenutzte Glieder" eine Gemeinschaft zerstören können (vgl. S. 80).
Während nun jeder seinen Dienst ausübt, soll er auf eine demütige, bescheidene Haltung achten und nicht auf die eigene Klugheit und die eigenen Pläne bestehen. "Er wird bereit sein, den Willen des Nächsten für wichtiger und dringlicher zu halten als den eigenen". Dem Nächsten zu dienen werde wichtiger, als den eigenen Willen durchzusetzen.
Ebenso solle jeder darauf achten, nicht nach eigener Ehre zu suchen, denn das "Verlangen nach eigener Ehre hindert den Glauben" (S.81). Dazu gehört auch, nicht stur auf dem eigenen Recht zu beharren: "Was schadet es, wenn mir Unrecht widerfährt? Habe ich nicht härtere Strafe von Gott verdient, wenn Gott nicht nach seiner Barmherzigkeit mit mir handelte? Geschieht mir nicht auch im Unrecht tausendmal Recht?" (S.81).
In diesem Zusammenhang weist Bonhoeffer daraufhin, dass jeder sich selbst als den größten Sünder betrachten solle, wie auch Paulus es tat.
(Fortsetzung folgt)

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